Wengibecher
In der Zeit des Kulturkampfes (1870 bis 1874) liess man am Freundschaftsessen einen speziell gestifteten Wengi-Becher kreisen – wie eine Friedenspfeife und als Zeichen der Versöhnung zwischen den unterschiedlichen bürgerlichen Lagern. Diese Tradition, der Trunk aus dem Wengi-Becher am Ende des Freundschaftsessens, ist bis heute geblieben.
Lukas-Glöcklein
Die Solothurner Lukasbrüder treffen sich am zweitletzten Samstag im Januar zum traditionellen Freundschaftsessen. Wenn die Brüder im Saal Platz genommen haben, gemäss einer durch den Weibel jedes Jahr neu festgelegten Tischordnung, gebietet der Bruderschaftsmeister mit der Tischglocke Ruhe.
Der Klang des Lukas-Glöckleins, eine kunstvolle Emailarbeit des Goldschmieds Meinrad Burch-Korrodi (1897 bis 1978), läutet den offiziellen Teil des Abends ein. Nach dem mehrgängigen Mahl und den verschiedenen Programmpunkten beendigt der Bruderschaftsmeister mit der Glocke dann das Bankett und überführt den Abend im wörtlichen Sinne in den Ausklang.
Goldene Bücher
Wesentlich jünger als die Wappenbücher sind die erst Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzenden «Goldenen Bücher». Dabei handelt es sich um illustrierte Gästebücher, in die sich die Teilnehmenden des Freundschaftsmahls, zuweilen auch des Lobamtes, eintragen.
Die Illustrationen beziehen sich zumeist auf die Lukas-Rede des Bruderschaftsmeisters. Weil die Darstellungen auch als Vorlage für die Menükarte des Freundschaftsmahls verwendet werden, überbieten sich die Ausführenden mit Witz und Sinnlichkeit. Eindrucksvoll sind nicht nur die Kreativität und Könnerschaft, sondern auch die Vielfalt der Stile und Medien. Neben Farbstift- und Federzeichnungen finden sich meisterhafte Aquarelle und Gouachen, zumeist aus der Hand von bekannten Solothurner Künstlerinnen und Künstler: Die «Goldene Bücher» als Revue des lokalen Kunstschaffens.